Die Geschichte des
Hotel Jungfrau-Eggishorn

Mitte des 19. Jahrhunderts begann die touristische Erschliessung der Alpen. Die Berge riefen und die Engländer kamen. Mit der ersten nachgewiesenen Besteigung des Eggishorns durch den Briten Malkin im Jahre 1840, wurde das Eggishorn zum beliebtesten Aussichtsberg in der Region am Aletschgletscher. Weit herum bekannt machte den Berg ein Panorama des Alpenforschers Gottlieb Studer, das dieser 1842 vom Gipfel aus zeichnete und bald einmal veröffentlichte. In dieser Zeit entstanden viele Gasthäuser und Hotels in der Region. Unter anderem auch das Hotel Jungfrau am Eggishorn, welches der Fiescher Alexander Wellig (1857–1947) erbauen liess.

1840

Erstbesteigung Eggishorn

Der Brite Malkin bezwingt als erster Bergsteiger das Eggishorn.

1856

Bau eines Gasthauses

Der Fiescher Alexander Wellig baut am Herrenweg das Gasthaus Jungfrau.

1861

Erste Erweiterung

Der grosse Ansturm aus englischen Kreisen macht einen ersten Anbau nötig.

Wellig verkauft an Emil Cathrein

Vom Gasthaus zum Nobelhotel

1871 übernahm Emil Cathrein (1847–1916), dessen Vorfahren aus dem Tirol ins Wallis eingewandert waren, den Hotelbetrieb. In mehreren Etappen vergrösserte er das einfache Gasthaus zu einem Grossbetrieb, gar zu einem Nobelhotel. Vor dem Ersten Weltkrieg zählte das Hotel über 100 Betten. In völliger Einsamkeit bot man am Eggishorn seinen Gästen alle Annehmlichkeiten der mondänen Grand Hotels anno 1901: zehn verschiedene Champagnermarken, Sardinen, Spargeln, Artischocken oder Safran. Für die damalige Zeit und angesichts der abgeschiedenen Lage verfügte das Hotel Jungfrau über eine Ausstattung, die kaum Wünsche offenliess. Da waren zunächst einmal die vornehmen Aufenthaltsorte wie Fumoir, Salon, Hotelhalle, Speisesaal oder die Gaststube. In weiteren Gebäuden befanden sich ein Postbüro, eine protestantische Kapelle oder ein Verkaufsbasar für Souvenirs oder Bergkleidung. Zudem gehörten zur Hotelanlage eine grosse Aussenterrasse sowie ein eigener Tennisplatz. Schon 1886 verband eine Telegrafenleitung das Hotel mit dem Rest der Welt. Ein breiter Reitweg führte von Fiesch bis knapp unterhalb des Gipfels des Eggishorns sowie zum Märjelensee.

1871

Verkauf an Emil Cathrein

Cathrein vergrössert in mehreren Etappen das einfache Gasthaus zum Grossbetrieb.

1886

Telegrafenleitung bis zum Hotel

Diese Leitung verbindet das einsam gelegene Hotel mit dem Rest der Welt.

1901

Mondänes Hotel

Zu dieser Zeit verfügt das Hotel über 100 Betten und eine Ausstattung, die keine Wünsche offen lässt.

Eine Bahn zum Hotel

Die etwas andere Anreise zum Hotel

Zur Blütezeit des Hotels Jungfrau in der Belle Époque (1884–1914) gab es die Luftseilbahn Fiesch-Fiescheralp noch nicht. Diese wurde erst 1966 gebaut. Die Anreise erfolgte damals zu Fuss und mit Lasteseln über den Herrenweg von Fiesch bis zum Hotel. Der Aufstieg dauerte mehrere Stunden und war äusserst beschwerlich. Herr Jules Cathrein (1878–1949), zusammen mit weiteren Initianten, entwickelte erste Bahnprojekte zur Erschliessung der Gegend: Bau einer Schmalspurbahn von Brig über Bitsch und die Riederalp zum Hotel Jungfrau am Eggishorn sowie zum Märjelensee. Im Gegensatz zu anderen Projekten erteilten die eidgenössischen Räte 1911 eine Konzession. Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges versandete auch dieses Projekt. Schleichend setzte der Niedergang des exklusiven Hotels ein. Obwohl nach Kriegsende die einstige noble Kundschaft aus Grossbritannien ausblieb, konnte sich das Hotel Jungfrau, dank der Schweizer Gäste, in der Zwischenkriegszeit recht gut halten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten hauptsächlich nur noch Schulklassen das Hotel Jungfrau-Eggishorn als Übernachtungsort. Die überragende Aussicht vom Eggishorn auf die vielen Viertausender, die drohende Abwanderung von Einheimischen ins Tal, vor allem aber der aufkommende Skisport führten in den 1960er Jahren zum Bau der Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn.

1900

Zu Fuss, mit Esel und Pferd

Die Anreise um die Jahrhundertwende ist beschwerlich und dauert.

1905

Eine Bahn zum Hotel

Zu dieser Zeit entstehen Pläne für den Bau einer Schmalspurbahn von Brig zum Eggishorn.

1911

Die Konzession wurde erteilt

Drei Jahre später wird der Ausbruch des Ersten Weltkriegs das Ende aller Eisenbahnpläne bedeuten.

Es bleibt nur ein Stück Mauer

Das jähe Ende des Hotels Jungfrau-Eggishorn

Die 1966 eröffnete Luftseilbahn zum Eggishorn liess das alte Hotel Jungfrau «links» liegen, was die damaligen Besitzer 1972 zur Liquidierung ihres inzwischen leicht heruntergekommenen Hotelbaus, mit Hilfe von Zündschnur und Feuer, inspirierte. Es wurde vollständig zerstört. Nachdem 1980 auch die letzten Brandmauern entfernt worden sind, sieht man heute kaum mehr etwas vom einstigen Luxus. Die Zeit von Emil Cathrein, als Gastgeber am Eggishorn, ist als grosse Erfolgsgeschichte zu bewerten. Das bescheidene Unternehmen wuchs zu einem imposanten Hoteldorf heran, an der Bergkante – hoch über dem Rhonetal – das sich mit den zeitgenössischen Grand Hotels der Belle Époque in Montreux oder Luzern durchaus messen durfte.

1966

Luftseilbahn zum Eggishorn

Ihr Bau ermöglicht einen leichten Zugang zum Eggishorn, führt aber westlich am Hotel vorbei.

1972

Der Brand

Ein Feuer zerstört in diesem Jahr das inzwischen leicht heruntergekommene Hotel.

1980

Das Hotel verschwindet komplett

Die letzten Mauern werden entfernt und man kann den einstigen Luxus nur noch erahnen.

Ein Projekt der Gemeinde Fiesch.
In Zusammenarbeit mit der Aletscharena

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Gemeinde Fiesch